Nr #1 Hochbegabte Kinder können an Ihren Schulen sehr gute Fördermöglichkeiten erhalten.
Wenn mich Eltern kontaktieren, weil sie aufgrund von Schulschwierigkeiten ihres Kindes nicht mehr weiter wissen, ist oft schon viel Geschirr zerbrochen. Gezielte frühzeitige Inventionen könnten viele Tränen und strapazierte Nerven verhindern. Manchmal reicht bereits ein Gespräch mit den Eltern und der Klassenlehrperson, um den Boden zu einer erspriesslichen Zusammenarbeit wieder herzustellen. Manchmal allerdings braucht es Rundtischgespräche. Da sind von der Schulleitung zur Schulischen Heilpädagogin, den Fachlehrpersonen und der Klassenlehrperson alle am Unterricht Beteiligten anwesend. Zwar ist es in aller Regel aufwändig, diese Gespräche zu organisieren- trotzdem sind sie sehr bereichernd, weil endlich mal alle ihre Wahrnehmungen auf den Tisch legen können. Deshalb macht es auch so viel Freude, begabte Kinder an ihrer Schule vor Ort zu begleiten.
Nr #2 Lehrpersonen entwickeln tolle Settings für hochbegabte Kinder
Ich freue mich immer wieder, wenn ich auf engagierte Lehrpersonen treffe! Sie sehen die Notwendigkeit unter den Herausforderungen, die hochbegabte Kindern ihrer Klasse oder der ganzen Schule stellen, kreativ werden. Lehrpersonen setzen plötzlich Ideen um, die unter „normalen Umständen“ nie gedacht, geschweige denn Realität würden.
Dass sich Lehrpersonen trauen, etablierte Herangehensweisen und Übungsabläufe über Bord zu werfen, weil sie spüren, dass diese nicht mehr greifen, motiviert mich in dieser Arbeit immer wieder.
Nr # 3 Begabtenförderung ist auch Schulentwicklung
„A rising tide lifts all the ships“, sagte der bekannte amerikanische Bildungspsychologe Joe Renzulli. „Mit der Flut steigen alle Schiffe“, übersetzte der im November 2020 leider viel zu früh verstorbene Victor Müller-Oppliger dies und erklärte, was dies für ihn heisst: Die Schullandschaft muss sich zu einer Landschaft des freien Lernens entwickeln. Kinder sollen sich schon früh interessengeleitet mit Dingen beschäftigen dürfen, die sie auch wirklich faszinieren. Dann erhalten nämlich alle Kinder die Chance, in ihrem Tempo auf ihrem Level zu arbeiten.
Fast 20 Jahre, nachdem ich meine erste Diplomarbeit mit dem Titel „Begabungs- und Begabtenförderung als Teile der Schulentwicklung“ geschrieben habe, ist diese Erkenntnis nun im Bewusstsein der Entscheidungsträger angekommen. Es wäre absolut vermessen, wenn ich mir einbilden würde, dies sei mein Verdienst. Aber ich weiss aus Rückmeldungen, dass meine Interventionen für hochbegabte Kinder an vielen Schulen Steine ins Rollen gebracht haben, die bis dahin nur den Weg versperrt haben. Der Lehrplan lässt genügend Möglichkeiten, Lernende so weit ziehen zu lassen, wie die Flut sie trägt.
In der Schweiz tut sich übrigens zu diesem Thema unheimlich viel. Wer sich mal diesbezüglich updaten möchte, tut gut daran, auf den Seiten von Rahel Tschopps Denkreise.ch und den Menschen von Schulwandel.ch vorbeizuschauen.
Nr #4 Besondere Kinder brauchen besondere Massnahmen
Was für Kinder mit Lernschwierigkeiten schon lange gilt, darf auch für Lernende mit hohem Potenzial gelten:
Die Zeit, die Kinder in der Schule verbringen, muss ihren Fähigkeiten angepasst sein.
Im Idealfall arbeitet an jeder Schule eine Fachperson mit einer fundierten Ausbildung im Bereich Begabungs-und Begabtenförderung. Sie hütet das Thema und nimmt sich dieser Fragestellungen an. Sie hilft mit, dass Kinder mit grossem Potenzial von verschiedenen Settings profitieren können sollten. Dazu gehören beispielsweise:
- Pullout-Programme
- Gasthörerschaften
- Enrichment-Angebote wie
- eigene Projekte
- Zusatzfutter im aktuellen Mathe-/Sprache-/NMG-Thema
- Mentorate
- Dispensen
Wenn ich vor Ort mit den involvierten Lehrpersonen sprechen kann, stelle ich manchmal fest, dass plötzlich ein Funken des Verstehens in den Augen aufblitzt und ein verständnisvolles Nicken Bewegung in die Sache bringt. Wer von uns würde jeden Tag notabene bereits saubere Fensterscheiben reinigen wollen, nur weil es gerade Frühling ist? So kommen sich aber begabte Kinder oft vor. Übungsphasen ohne Ende, wenn man den Stoff bereits vorher beherrschte, zermürben und führen entweder zu Verhaltensauffälligkeiten oder depressivem Rückzug.
Ich weiss von Kindern im Primarschulalter, die trotz des Eingebundenseins in ihre Regelklasse einem personalisierten „Stundenplan“ mit sehr vielen Freiräumen folgen und unheimlich aufblühen.
Nr# 5 Querdenken für Querdenker
Es ist an der Zeit, dass Schulen neu gedacht werden!
Es macht mich glücklich und zufrieden, dass auch an Rundtischgesprächen Impulse von Eltern, welche für Kinder völlig neue Perspektiven bringen können, aufgenommen werden. Lernen passiert nicht nur im Schulzimmer- das habe ich in meinem Blogs schon öfters geschrieben. Es ist Zeit, dass wir vom Gedanken der Monopolstellung der Lehrpersonen als Wissensvermittler wegkommen! Dies entspricht weder der Realität noch ist es zeitgemäss.
Ich bin davon überzeugt, dass sich der Mut, den es manchmal braucht, um dem Potenzial der jungen Generation Raum zu geben, auszahlen wird. Die Kinder, die jetzt heranwachsen, werden sich mit Problemstellungen, an die wir jetzt vielleicht noch nicht mal denken, herumschlagen. Und ich glaube daran, dass sie geniale Lösungen finden werden, wenn wir ihnen Lernsettings bieten, an denen sie ihre Kreativität und Problemlösefähigkeiten entwickeln können!