Heute ist Tag des E-Books! Aus aktuellem Anlass deshalb ein paar Gedanken dazu:
Einige Woche lebe ich nun losgelöst von meinem Unterrichtspensum an der Volkschule, allerdings nicht ganz losgelöst von meiner Coachingtätigkeit bei begabt & glücklich, was ja auch schön ist.
Digitales Nomadentum
Im Zeichen des digitalen Nomadentums, das ich auch sehr geniesse, greife ich doch immer wieder zum gedruckten Buch. Warum eigentlich? Ich könnte es doch viel einfacher haben, vor allem auch viel leichteres Gepäck.
Bücher digital konsumieren zu können, war vor fast 10 Jahren der Grund, dass ich mir ein iPad gekauft habe. Zusammen mit Apple und Kindle App fühlte ich mich gut ausgestattet um die Welt der E-Bücher zu erobern.
Als Lese-Junkie, die regelmässig schweren Herzens zum Bücher- Brocky fährt um Platz für neue Druckerzeugnisse zu schaffen, hoffte ich, dass ich dieser Misere ein Ende bereiten könne und nun alle Bücher auf ewig bei mir bleiben würden. Zudem würde dann viel weniger Papier verbraucht werden, da Bücher nur selten auf Recyclingpapier gedruckt werden.
E-Books für digital natives?
Selbstverständlich wollte ich meine Errungenschaft auch meinen eigenen Kindern und Schülern zugänglich machen. Als digital Natives würden ihnen E-Books Spass machen, dachte ich zumindest. Ich wurde eines Besseren belehrt: Wenn sie die Wahl zwischen iPad (manchmal waren es auch ausgeliehene E-Reader, die zur Verfügung standen) und Printausgaben hatten, wählten die meisten Kinder das gedruckte Buch. Mein Nachfragen zu ihrer Wahl ergab quasi immer folgende Ergebnisse:
- ich mag es, ein Buch zu halten
- ich kann besser mit dem Finger nachverfolgen, was ich lese
- wenn ich es aus Versehen fallen lasse, ist es weniger schlimm
- ich muss es nicht aufladen
- manchmal will ich ein Bild ausmalen und das geht nur, wenn es mein Buch ist
Natürlich können oben genannte Punkte auch entkräftet werden. Die Akkuleistung der heutigen E-Reader sind sehr hoch und wenn eine junge Leseratte den Zeigfinger braucht um sich den Text zu erschliessen, hilft es ihr vielleicht auch, wenn man die Textgrösse maximiert.
Also was denn nun? Die Jim Studie von 2019 ergibt, dass die Zahl der 12- bis 19-Jährigen, die täglich oder mehrmals pro Woche zum Buch greifen, um 5% auf 34% gesunken ist. Nur 7% der Jugendlichen lesen regelmäßig E-Books, für ein Viertel gehört die Lektüre von elektronischen Büchern zumindest selten zum Freizeitalltag. Drei von vier Jugendlichen beschäftigen sich nie mit digitalen Büchern. Nachfragen bei meinen begabten Schülern und Klienten zeigen ein ähnliches Bild. Die meisten ziehen physische Bücher vor- auch wenn der Platz im Kinderzimmer-Regal bei manchen schon ziemlich knapp ist. Viele Schulkinder behelfen sich auch mit unserer sehr gut bestückten und stets aktuellen Bibliothek.
Die Medaille hat wie immer mehrere Seiten…
Meiner Meinung nach kann zwar ein E-Reader unter Umständen auch helfen, die Lust auf Technik, sprich Computer, ein bisschen zu dämpfen und kann so einen Kompromiss an fordernde Kinder (meist eher die als lesefaul beschriebenen Jungs, aber das ist eine grobe Generalisierung und soll bloss am Rande erwähnt werden) darstellen, aber ein „Must“ sind E-Books wirklich nicht.
Weil ich das sinnliche Erleben eines gewichtigen Romans, einer spannenden Krimis, an dem dann meine spannungsfeuchten Hände kleben bleiben, weiterhin nicht missen möchte, bleibt mein Gepäck auch in Zukunft schwer. Zu dem erlebe ich das Weiterverschenken von ausgelesenen Büchern an Freundinnen und wohltätige Institutionen oder die Ausleihe in Bibliotheken auch als einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz 🙂
Sehr schön gesagt. Ich liebe auch die „richtigen“ Bücher