Zwischen Herzklopfen und Deadline – mein Weg zum Elternbuch

Es gibt Projekte, die suchen sich einen Menschen. Und manchmal dauert es Jahre, bis beide zueinanderfinden. So war es bei meinem Elternbuch über hochbegabte Kinder. Dass ich es einmal schreiben würde, wusste ich tief in mir schon lange – aber wann und wie es Wirklichkeit werden würde, war lange offen. Nun, viele Teetassen, Notizen en masse und unzählige Stunden voller Herzblut später, halte ich den fertigen Text in den Händen. Und warte auf das Probeexemplar. Zeit, dich mitzunehmen auf diesen Buchprozess, der alles andere als geradlinig war.

Die erste Idee – oder: warum ich so lange gezögert habe

Als Mutter zweier hochbegabter Söhne und als Lehrerin mit über 35 Jahren Erfahrung in der Begabungs- und Begabtenförderung habe ich unzählige Geschichten, Begegnungen und Erkenntnisse gesammelt. Stoff für ein Buch hätte es schon vor 20 Jahren gegeben. Aber ehrlich: Ich habe gezögert. Vielleicht, weil ich wusste, dass so ein Projekt nicht einfach „nebenbei“ geht. Vielleicht auch, weil ein Buch nicht nur eine Sammlung von Kapiteln ist, sondern ein Versprechen. An mich selbst, an die Kinder, die Eltern, die Lehrpersonen – und auch an alle anderen, die zwischen Wunder und Wahnsinn nach Orientierung suchen.

Die ersten Notizen entstanden trotzdem früh. In meinem Kalender finden sich bereits vor zehn Jahren kleine Randbemerkungen: „Kapitel über Fragen stellen“, „Mythen auflösen!“, „Geschichte von Nino erwähnen“. Aber bis aus den losen Fäden ein roter Faden wurde, dauerte es.

Vom Kopf aufs Papier – ein Prozess voller Umwege

Als ich endlich den Entschluss gefasst hatte, das Buch zu schreiben, dachte ich naiv: Jetzt setze ich mich hin, schreibe, überarbeite – und fertig. Doch so einfach war es nicht. Ein Elternbuch ist nicht nur Information, sondern auch Begleitung. Es sollte verständlich, nahbar, manchmal leicht, manchmal tiefgründig sein. Dafür musste ich meine eigene Sprache finden: nicht zu akademisch, nicht zu belehrend, sondern so, dass du beim Lesen das Gefühl hast, mit mir am Küchentisch zu sitzen. Zum Glück lachte mich auf Instagram eine Anzeige von Angela Löhrs Expertenbuchakademie an. Hier fand ich all den Support, den ich mir gewünscht hatte; obwohl ich es zuvor gar nicht wusste.

Das hiess: Texte wieder streichen, neu ansetzen, Tonfall verändern. Ganze Kapitel landeten im Papierkorb. Aber jedes Mal, wenn ich strich, wurde das Buch klarer. Und ich entdeckte: Schreiben ist nicht nur Handwerk, sondern Selbsterkenntnis.

Das Team hinter den Kulissen

Ein Buch schreibt man nicht allein, deshalb habe ich auch oft an den sogenannten „Co-Workings“ teilgenommen. Man trifft sich per Zoom, gibt an, woran man arbeiten möchte. Und trifft sich dann nach einem vorgegebenen Zeitfenster, meist 2h, wieder, um zu berichten, wie es gelaufen ist. Natürlich sitze ich zusätzlich oft allein vor dem Bildschirm und wenn es zäh wurde, dachte ich auf an jene Menschen, die an diesem Buch auf ihre eigene Art und Weise beteiligt sind… Da sind die Eltern, die mir in Gesprächen ihr Vertrauen schenken. Da sind Kolleg:innen, die mit mir diskutieren. Da sind meine Testlesenden, die schonungslos ehrlich sagten: „Das verstehe ich nicht“ oder „Das musst du viel ausführlicher erklären“.

Zwischen Euphorie und Erschöpfung

Ein Buchprozess ist ein bisschen wie ein Marathon mit wechselndem Wetter. Es gibt Tage, da läuft alles wie von selbst. Die Sätze fliegen aus der Tastatur, die Ideen purzeln übereinander, und ich weiss: Ja, genau so will ich es sagen.

Und dann gibt es die anderen Tage. Die, an denen Selbstzweifel nagen: „Ist das wirklich gut genug? Interessiert das überhaupt jemanden?“. Wer schreibt, kennt diese Stimme. Sie ist anstrengend – aber sie sorgt auch dafür, dass ich mir treu bleibe.

Zwischen diesen Polen – Euphorie und Erschöpfung – bewegt sich der Prozess. Und irgendwie gehört beides dazu.

Was ich unterwegs gelernt habe

Vielleicht ist das Wichtigste: Ein Buch entsteht nicht linear. Es wächst, reift, widersetzt sich. Ich habe gelernt, Umwege zuzulassen. Ich habe gelernt, Pausen einzuplanen – nicht nur zum Atmen, sondern auch, damit Gedanken weiterarbeiten können.

Ich habe gelernt, dass Perfektion eine Illusion ist. Natürlich soll jedes Kapitel sorgfältig geschrieben sein. Aber irgendwann muss man loslassen, sonst wird ein Buch nie fertig. Für eine Perfektionistin wie mich war das eine grosse Lektion.

Und ich habe gelernt, dass Schreiben auch Beziehung bedeutet: zu mir selbst, zu meinen eigenen Kinder-Erfahrungen, und zu dir als zukünftige Leserin.

Kleine Kostproben unterwegs

Ein besonderer Moment war, als ich – weil ich die Veröffentlichung nun doch länger dauert als geplant – einige Seiten an meine Vorfreude-Liste geschickt habe. Ich wollte die Wartezeit überbrücken und gleichzeitig testen, ob die Sprache berührt. Die Rückmeldungen waren überwältigend: „Endlich jemand, der es so beschreibt, wie es sich anfühlt!“ oder „Ich habe beim Lesen genickt, gelacht und ein bisschen geweint“. Solche Sätze sind wie kleine Leuchttürme. Sie zeigen mir: Ja, es lohnt sich.

Der Blick nach vorn

Im Moment stehe ich kurz vor der Zielgeraden. Das Lektorat ist durch, das Layout in Arbeit, und bald kommt die erste gedruckte Version in meine Hände. Dieser Moment – das Buch zum ersten Mal als richtiges Buch zu sehen – wird sicher magisch.

Natürlich gibt es noch eine lange To-do-Liste: Marketing, Social Media, Vernissage, Interviews. Aber im Kern bleibt es das: eine Einladung an dich, dich auf den Weg zu machen. Mit deinem Kind, mit deiner Familie – und vielleicht auch ein bisschen mit mir.

Warum dieses Buch für mich mehr ist als ein Buch

Es ist auch ein Stück Versöhnung mit meiner eigenen Geschichte. Als Kind war ich selbst –ohne es zu wissen – mit Hochbegabung konfrontiert . Die Reaktionen der Umwelt, waren nicht immer hilfreich. Lange Zeit war das schmerzhaft. Heute weiss ich: Gerade daraus wächst meine Leidenschaft, Eltern und Kinder zu begleiten.

Dieses Buch ist also nicht nur ein Ratgeber, sondern auch ein Herzensprojekt. Es bündelt meine Erfahrung, meine Fehler, meine Fragen, meine Antworten – und meine Überzeugung, dass hochbegabte Kinder nicht nur fordern, sondern auch bereichern.

Zum Schluss – ein Dank

Wenn du bis hier gelesen hast, danke ich dir. Denn auch du bist Teil dieser Reise: als Leserin, als Elternteil, als Lehrperson oder einfach als Mensch, der sich für Kinder interessiert. Bücher sind keine Soloprojekte. Sie leben erst, wenn sie gelesen werden.

Darum freue ich mich, wenn du mein Buch bald in den Händen hältst, darin blätterst, dir Notizen machst, Passagen markierst – und vielleicht ab und zu an mich denkst, die mit klopfendem Herzen und warmem Tee an jedem einzelnen Satz gefeilt hat.

1 Gedanke zu „Zwischen Herzklopfen und Deadline – mein Weg zum Elternbuch

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