„Hä? Was soll denn das schon wieder sein? Struktur kenn‘ ich. Legen auch und Material haben wir sowieso alle zu viel. Also, was soll das?“ So etwa äussern sich Leute, wenn ich den Sammelbegriff „Strukturlegematerial“ für Compad, Flemo oder einfach Kleinmaterialien, mit denen etwas dargestellt werden kann, gebrauche.
Was genau ist also Strukturlegematerial?
Wie oben schon erwähnt, gelten Compad®, Flemo®, Lego serious Play® aber auch Kleinmaterialien, wie sie in jedem Kindergarten oder Schulzimmer zu finden sind! Wir kennen z.B. die Wendeplättchen in der Mathematik, mit denen eine Menge abstrahiert dargestellt wird. Oder letzthin habe ich zwei kleine Mädchen im Quartier beobachtet, die auf Buchenblätter Steinchen hingelegt haben: „Das wären jetzt die Babies in ihren Bettchen.“. Es geht bei Strukturlegematerial immer darum, Dingen eine neue Bedeutung zuzuweisen.
Ich persönlich bin von Lego serious Play® nicht so begeistert, weil es mich stört, dass sich schon wieder ein Grosskonzert in die Schulen schleicht und weil ich der Ansicht bin, dass „gewöhnliche“ Lego den Zweck hervorragend erfüllen.
Kreativitätsförderung
Joseph Renzulli erklärt in seinem Drei-Ringe-Modell sehr anschaulich wie Hochleistung zustande kommt. Es braucht das harmonischen Zusammenspiel der drei Faktoren Engagement (Motivation), Kreativität und hohe Fähigkeiten. Hochleistung bezeichnet Renzulli als „creative productivity“ (vgl. Stedtnitz, 2008, S. 55), eine „eigenmotivierte, schöpferische, und qualitativ hochstehende, grössere Arbeit in einer Domäne“.
Im Umkehrschluss heisst dies natürlich, dass wir Kindern immer wieder die Möglichkeit geben sollten, kreativ zu sein.
Die Kreativität ist nicht so leicht zu fassen. Dennoch soll Kreativität vermittelt und geübt werden: Flexibilität und Originalität im Denken, Neugierde, Risikobereitschaft und Offenheit für neue Erfahrungen sollten im Rahmen des Regelklassenunterrichts gemäss Lehrplanvorgaben durchaus Raum bekommen. Mit Strukturlegematerial kann dies mit wenig Aufwand in den Unterricht integriert werden. Zudem unterliegt es im Gegensatz zu Lehrbüchern und Übungsheften quasi keinem Verschleiss. Bloss die Knete ersetze ich von Zeit zu Zeit.
Zwischen abstrakt und konkret
Die von meinem ehemaligen Mentor Georg Streit entwickelte Grafik veranschaulicht sehr schön, wie das 3D-Modell sich zwischen theoretischem Konzept und praktischem Tun verorten lässt. Genau das passiert in der Arbeit mit jeglichem Strukturlegematerial: Die Teilnehmenden stellen theoretisches Wissen oder abstrakte Konzepte und Ideen mit Kleinmaterialien dar. Gerade für Hochbegabte kann dies sehr herausfordernd sein, weil das Prinzip der Reduktion für viele schwierig ist.
Strukturlegematerial als Brückenbildner
Die oben erwähnte Konkretisierung von abstrakten Konzepten finde ich gerade auch für hochbegabte Kinder so hilfreich: Sie werden „gezwungen“, ihre Ideen zu konkretisieren und auf den Boden zu bringen. Nicht umsonst hiess der legendäre Kasten voller Holzklötze, Glassteine und Spielfiguren „Compad“ – Communication Pad. Über etwas reden, was da auf einem Pad, einem Brett vor uns liegt. Leider wird Compad nicht mehr hergestellt. Hat sich wohl für den Schulverlag nicht gelohnt, so dauerhaftes Material im Sortiment zu haben. Den Nachfolger FLEMO (kommt von „Flexibel Modellieren“) gibts noch und kann u.a. bei mir bezogen werden. Aber wie oben schon betont: In jedem Haushalt, in jedem Kindergarten und vermutlich auch in jedem Schulzimmer gibts genügend Kleinmaterial mit dem Rechenaufgaben, Texte, Streitsituationen und schwierige Gespräche visualisiert werden können.
Noch nicht genug?
Wenn du noch mehr über die Arbeit mit Strukturlegematerial wissen willst, lies doch auf meiner Website weiter – oder ruf mich an!
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