Wie hochbegabte Kinder im Spiel verlieren lernen können

Hochbegabte Kinder können blitzschnell denken, komplexe Zusammenhänge erkennen und kreative Lösungen finden. Doch wenn es um Spiele geht, stehen sie sich oft selbst im Weg: Perfektionismus, ein ausgeprägter Ehrgeiz und die Angst, Fehler zu machen, können aus einer simplen Niederlage ein emotionales Drama machen. Verlieren wird nicht als Lernschritt gesehen, sondern als persönliches Versagen. Genau hier liegt ein entscheidender Punkt für die emotionale Entwicklung hochbegabter Kinder: Verlieren lernen heisst Resilienz lernen.

In diesem Artikel erfährst du, warum Verlieren für die Entwicklung von Selbstvertrauen und innerer Stärke so wichtig ist, welche typischen Herausforderungen hochbegabte Kinder haben und wie du ihnen spielerisch helfen kannst, mit Frustration besser umzugehen. Hochbegabte Kinder können blitzschnell denken, komplexe Zusammenhänge erkennen und kreative Lösungen finden. Doch wenn es um Spiele geht, stehen sie sich oft selbst im Weg: Perfektionismus, ein ausgeprägter Ehrgeiz und die Angst, Fehler zu machen, können aus einer simplen Niederlage ein emotionales Drama machen. Verlieren wird nicht als Lernschritt gesehen, sondern als persönliches Versagen. Genau hier liegt ein entscheidender Punkt für die emotionale Entwicklung hochbegabter Kinder: Verlieren lernen heisst Resilienz lernen.

In diesem Artikel erfährst du, warum Verlieren für die Entwicklung von Selbstvertrauen und innerer Stärke so wichtig ist, welche typischen Herausforderungen hochbegabte Kinder haben und wie du ihnen spielerisch helfen kannst, mit Frustration besser umzugehen. Verlieren lernen ist eine der wichtigsten sozialen Erfahrungen im Leben eines Kindes. Aufgrund meiner langjährigen und vielfältigen Erfahrungen mit hochbegabten Kindern, kann ich bestätigen, dass sie gerade für clevere Kids jedoch oft eine besondere Herausforderung darstellt: Ihr hoher Anspruch an sich selbst, ihre starke Selbstwahrnehmung und ihr Perfektionismus führen dazu, dass Niederlagen nicht einfach als Teil des Spiels erlebt werden. Im Gegenteil – sie wirken überproportional bedrohlich. Ich erklöre dir, warum das so ist, und wie du hochbegabte Kinder liebevoll dabei begleiten kannst, mit Niederlagen konstruktiv umzugehen.

Warum ist Verlieren für hochbegabte Kinder so schwer?

Hochbegabte Kinder zeichnen sich nicht nur durch ihre kognitiven Fähigkeiten aus, sondern auch durch ihre intensive Wahrnehmung und ihre ausgeprägte Selbstbeobachtung. Viele dieser Kinder:

  • erfassen Spielregeln sehr schnell
  • haben ein starkes Bedürfnis nach Gerechtigkeit
  • entwickeln früh ein Gefühl für Logik und Konsequenz
  • vergleichen sich ununterbrochen mit anderen

Verlieren fühlt sich deshalb für sie daher nicht wie ein normaler Ausgang eines Spiels an, sondern wie ein persönliches Scheitern. Vor allem bei Spielen mit hohem Zufallsfaktor (z. B. „Mensch ärgere dich nicht„) fühlt sich die Niederlage sinnlos oder gar unfair an. Das macht es für hochbegabte Kinder auch so herausfordernd verlieren zu lernen.

Hinzu kommt: Hochbegabte Kinder sind oft leistungsorientiert und daran gewöhnt, viel richtigzumachen. Wird ihnen diese Kompetenz beim Spielen plötzlich „genommen“, können sie es kaum einordnen. Oft kickt auch noch eine Portion Perfektionismus mit rein. Es trifft ihren Selbstwert.

Typische Reaktionen beim Verlieren

Jedes Kind reagiert anders. Doch bei hochbegabten Kindern zeigen sich auffällig häufig diese Verhaltensmuster:

ReaktionMögliche Bedeutung
Wut, Weinen, SchreienKontrollverlust, Überforderung
RegelhinterfragungSuche nach Logik oder Fairness
RückzugScham, Wunsch nach Selbstschutz
SpielabbruchFrust, Selbstwertbedrohung
„Ich spiele nie wieder!“Perfektionismus, Schwarz-Weiss-Denken

Diese Reaktionen sind nicht Zeichen von mangelnder Reife, sondern Hinweise auf innere Prozesse. Sie zeigen, dass das Kind emotional stark eingebunden ist. Dies als Eltern oder Mitspieler:in mitanzusehen und auszuhalten, kann sehr anstrengend und herausfordernd sein. Glaub mir, ich rede aus Erfahrung. In unserer Familie wurde das Spiel „Brändi Dog“ mehr als 10 Jahre nicht mehr gespielt… weil eben Verlieren lernen für eines unserer hochbegabten Kinder so anspruchsvoll war. Und auch weil mir damals gewisse Dinge noch zu wenig klar waren.

Was passiert innerlich beim Verlieren?

Beim Verlieren eines Spiels werden verschiedene kognitive und emotionale Ebenen aktiviert:

  • Selbstbild: „Ich verliere = Ich bin schlecht.“
  • Gerechtigkeitsempfinden: „Das war unfair!“
  • Kompetenzwahrnehmung: „Ich dachte, ich kann das.“
  • Vergleich mit anderen: „Die anderen sind besser als ich.“

Gerade bei hochbegabten Kindern, die schon sehr früh über ein komplexes Denken verfügen, ist dieses Zusammenspiel besonders intensiv. Sie können ihren Frust zwar oft analysieren, aber nicht automatisch regulieren.

Brettspiele können herausfordernd sein – nicht nur kognitiv.

Wie Eltern und Fachpersonen hochbegabte Kinder beim Verlierenlernen begleiten können

1. Die Spielziele neu definieren

Statt „gewinnen = gut“ kann das Ziel lauten:

  • „Ich spiele fair, auch wenn ich verliere.“
  • „Ich probiere heute eine neue Strategie.“
  • „Ich halte Frust aus und bleibe dabei.“

So wird das Spiel zum Übungsfeld für Selbstregulation.

2. Das Kind ernst nehmen

Vermeide Aussagen wie:

  • „Ist doch nicht so schlimm.“
  • „Stell dich nicht so an.“
  • „Das ist doch nur ein Spiel.“

Besser:

  • „Du bist gerade sehr enttäuscht. Das verstehe ich.“
  • „Es ist schwer, zu verlieren. Magst du mir erzählen, was genau dich so ärgert?“

3. Verlieren spielerisch üben

  • Lass das Kind bewusst verlieren (unterstützend begleitet).
  • Macht gemeinsam ein Spiel, bei dem du gewinnst, und besprecht anschliessend, wie sich das angefühlt hat.
  • Spiele mit wenig Wettbewerbscharakter nutzen (z. B. kooperative Spiele).

4. Das „innere Team“ aktivieren

Ein bewährter Ansatz ist es, mit dem Kind Figuren zu entwickeln:

  • ein „mutiger Ritter“ für schwierige Momente
  • eine „tröstende Fee“ für Niederlagen
  • ein „kluger Stratege“ für neue Spielideen

Diese Visualisierungen können beim Umgang mit Frustration helfen.

5. Vorbild sein

Wenn Erwachsene Niederlagen ruhig und mit Humor nehmen, lernen Kinder: Verlieren ist kein Drama, sondern Teil des Lebens.

Praktische Spielideen zum Verlierenlernen

SpielWarum es hilfreich ist
„Verflixxt!“ (Amigo)Zufall und Taktik – auch gute Züge können schiefgehen
„Ubongo“Rätseln mit Zeitdruck, aber jeder kann Punkte sammeln
„Dodelido“Konzentration statt Sieg
„Kooperative Brettspiele“ wie z.B. Obstgarten bei jungen Kindern oder „Mysterium“ bei älteren.Erfolg wird gemeinsam errungen
„Story Cubes“Kein Gewinnen/Verlieren, sondern freies Erzählen

Tipp: Achte auf Spiele, bei denen der Weg das Ziel ist. Spiele, die strategisches Denken und Fehlerfreundlichkeit fördern, sind besonders wertvoll. Eine Sammlung wertvoller Spiele findest du hier.

Was sagt die Forschung?

Studien zeigen, dass Frustrationstoleranz eng mit emotionaler Intelligenz verknüpft ist. Kinder, die lernen, mit Niederlagen umzugehen, entwickeln langfristig:

  • grössere Resilienz
  • bessere Teamfähigkeit
  • ausgeglichenere Selbstwahrnehmung

Studien zeigen: Gerade bei hochbegabten Kindern hat soziales Lernen – etwa in Spiel- und Interaktionssituationen – einen entscheidenden Einfluss auf ihre emotionale Entwicklung.1

Der grösste Gewinn: Selbstannahme

Verlieren lernen heisst nicht, weniger ehrgeizig zu sein. Es heisst, sich selbst nicht nur im Erfolg wertzuschätzen. Und auch hochbegabte Kinder können lernen zu verlieren.

Denn wenn ein hochbegabtes Kind spürt:

„Ich bin wertvoll, auch wenn ich nicht gewinne.“

… dann hat es mehr gewonnen, als jedes Spiel je geben kann.

Mehr meiner Gedanken zum Spielen findest du hier:

gemeinsames Spielen muss nicht wettbewerbsorientiert sein

  1. Neihart, M., Reis, S. M., Robinson, N. M., & Moon, S. M. (2002). The social and emotional development of gifted children: What do we know? Waco, TX: Prufrock Press. ↩︎

Du möchtest dein Kind stärken – nicht nur im Können, sondern im Aushalten von Nicht-Können? Dann sprich mich an. Ich unterstütze dich mit individuell abgestimmtem Coaching für Eltern hochbegabter Kinder.

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1 Gedanke zu „Wie hochbegabte Kinder im Spiel verlieren lernen können

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