Ängste und Sorgen nach der Diagnose „Hochbegabung“

Ich staune immer wieder, dass es offenbar Diagnostiker:innen gibt, die Eltern einfach mit dem Testresultat ihres Kindes entlassen und somit die ganze Familie im Regen stehen lassen. Es sind oft diffuse Ängste, oft auch (Selbst-)Vorwürfe, die bei den Eltern auftauchen, wenn sie sich mit der Diagnose „Hochbegabung“ ihres Kindes auseinandersetzten müssen. Immer wieder kontaktieren mich Menschen mit ihren Anliegen. Manchmal kann ich diese relativ kurz beantworten und Beruhigung in die Situation bringen. Oft aber lade ich die Eltern, nicht selten kommt dann leider ausschliesslich die Mutter, für ein persönliches Treffen ein.

Ängste

Es sind ja immer engagierte Eltern, die sich Sorgen machen. Diese können vielfältig sein und manchmal braucht es einen Moment, bis sie sich aus dem diffusen Gefühl in ihrer vollen Dimension zeigen können. Dann aber sind sie da, meist als veritable Ängste.

  • nicht zu genügen
  • dem Kind zu wenig bieten zu können
  • falsch zu entscheiden
  • das Kind falsch einzuschätzen
  • der Meinung der anderen ausgesetzt zu sein

Ängste können einem das Leben richtig, richtig vermiesen. Ich versuche deshalb auch immer, relativ zeitnah zu reagieren. Zwar bin ich weder Psychotherapeutin noch Psychologin, aber im Verlauf der Jahre haben sich doch einige Strategien und Tipps angesammelt, die ich dann gern weitergebe. Alle sind übrigens in Eigenerfahrung erprobt 😉 .

Meine Empfehlungen

Wenn dich die Diagnose „Hochbegabung“ bei deinem Kind in Ängste und Sorgen versetzt, lies hier weiter. Ich zeige dir ein paar einfache Strategien im Umgang damit.

SOS-Massnahme

So simpel es jetzt klingt: Breath! Atme, konzentriere dich dabei auf langsames Ausatmen (doppelt so lange wie das Einatmen). Der Atem harmonisiert unser Nervensystem und dieses ist in solchen Situationen oft sehr überstrapaziert. Praktisch umsetzbare Tipps zur Beruhigung des Nervensystems findest du übrigens bei meiner Kollegin Gertrud Angerer Tschopp.
Du bist die wichtigste Person in deinem Leben. Was kannst du aktuell tun, dass es dir gut geht? Brauchst du ein Gespräch mit einer Fachperson oder einer Freundin? Würde dir ein Waldspaziergang oder ein Bad guttun? Deine innere Ruhe und Balance wirken sich auf dein Kind aus. Indem du Selbstfürsorge praktizierst, bist du deinem Kind ein wichtiges Vorbild!

Überprüfe dein Mindset

Was stresst dich an der Diagnose „Hochbegabung“? Sind es Ängste, was wohl „die anderen“ dazu sagen werden? By the way: Du musst es nicht allen erzählen. Oder piekst dich der Glaubenssatz, dass es nicht gut ist, klug zu sein?
Wie auch immer – beobachte deine Gedanken: Sind sie real oder fiktiv? Meistens entspringen sie nämlich bloss unserem Kopf und entbehren realen Grundlagen. Das Gute daran ist, dass du sie dann umprogrammieren kannst. Wie? Ich zeige es dir oder du liest hier mal nach.

Passend dazu finde ich übrigens das Zitat

Man muss sich von sich selbst auch nicht alles gefallen lassen.

Viktor Frankl

Vermeide die Perfektionismusfalle

Wir alle machen Fehler. Eltern sind davon zum Glück nicht ausgenommen. Wir sind Vorbilder für unsere Kinder und wenn wir ständig nach Perfektion streben, hindern wir unsere Töchter und Söhne daran, aus Herzenslust einfach mal „zu tun“. Und eines Tages werden wir uns wundern, weshalb sie verunsichert und zögerlich sind. Also versuche im Rahmen deiner Möglichkeiten einfach möglichst viel gutzumachen. Vergiss dabei nicht, dir selber auf die Schulter zu klopfen für all die Dinge, die dir gelungen sind!

Such dir Verbündete

Du bist nicht allein! Den meisten Eltern geht es zwischendurch so. Wenn du aber mit der Hochbegabung deines/r Kindes/r grosser Herausforderungen zu tragen hast, lohnt es sich, sich mit einer Spezialistin (also z.B. mit mir 😉) zusammenzusetzen und eine Auslegeordnung zu machen. Entlastend und hilfreich kann auch ein Beitritt in den Verein „Eltern hochbegabter Kinder“ oder in die „Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind“ sein.

Übe dich im Vertrauen

Vertraue, dass alles gut so ist, wie es ist. Wenn du irgendwann merkst, dass eine neue Entscheidung ansteht, werden sich neue Wege finden, dir ihr gehen könnt.

Sollte sich doch einmal eine Entscheidung als ungünstig erweisen, verurteile dich nicht, sondern gehe in die Akzeptanz und sei liebevoll mit dir. Du bist ein Vorbild und dein Kind lernt von dir, liebevoller mit sich selbst umzugehen.

Vergiss nicht, dass du dich in jeder Sekunde deines Lebens neu entscheiden kannst! Ist eine neue Entscheidung nötig, atme durch und erlaube dir, sie neu zu treffen.

Abschliessende Gedanken

Wenn du das Gefühl hast, dass du selber nicht über den Berg siehst, hol dir Hilfe von aussen. Viele Sorgen und Ängste werden kleiner, wenn man darüber redet. Das ist bei Hochbegabung nicht anders – das Schreckgespenst wird bei Tageslicht betrachtet kleiner. Vielleicht hast du eine Freundin, mit der du quatschen kannst. Vielleicht auch Eltern, die in ähnlichen Situationen waren oder Fachleute, die wirklich Ahnung von der Thematik haben. Eine neutrale Aussensicht kann sehr hilfreich sein.

Brauchst du dazu meine Unterstützung, melde dich einfach! Ich berate auch gern per Zoom.



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