Am Wochenende war ich an einem Retreat, also einem Intensiv-Semianar, mit Dr. Joe Dispenza. Dr. Joe Dispenza ist amerikanischer Neurowissenschaftler, der im US-Bundesstaat Washington lebt und als Speaker und Lehrer weltweit tätig ist. Der studierte Biochemiker doktorierte im Bereich Chiropraktik und absolvierte Fortbildungen und Aufbaustudiengänge in Neurologie und Neurophysiologie. Joe Dispenza ist überzeugt, dass jeder Mensch seinen Frontallappen, den evolutionsgeschichtlich jüngsten Teil des Gehirns, mithilfe gezielter Meditation dazu bringen kann, die Leitung der Symphonie der Hirnareale zu übernehmen. Sofort hüpften dabei meine Gedanken auch in die Schule!
Nachdem ich früher über Jahre hinweg regelmässig meditiert habe, folgte ich also dem Impuls, mir von einem Meister seines Faches neue Inspiration zu holen.
Meditation ist mehr als nur Stillsitzen
Es geistern ganz viele Vorstellungen von Meditation in den Köpfen und im Internet herum. Das Wichtigste am Meditieren scheint mir, dass es uns wieder in unsere Mitte, ins Zentrum, zu unserem Wesenskern führt.
Beim Meditieren fokussierst du deine Aufmerksamkeit. Durch die Konzentration auf einen Gedanken, eine Empfindung, ein Gefühl oder den Atem zentrierst und beruhigst du deinen Geist. Viele Praktizierende schwören auf die Wirkung regelmässiger Meditation und ziehen daraus Kraft und Inspiration etwa bei bestimmten Projekten oder den Aufgaben des Alltags.
Es gibt unzählige Internetseiten, Bücher und Apps, die uns Mediationen aller Art näherbringen. Übrigens ist auch Yoga in seiner ursprünglichen Form und Absicht eine Form der Meditation!
Eine friedlichere Welt durch Mediation?
Joe Dispenza hat an diesem Retreat viele Studien und Grafiken, die den positiven Einfluss auf den Körper belegen, gezeigt. Zu sehen, wie sich Hirnstrukturen bei Parkinsonkranken, dementen und depressiven Menschen durch regelmässiges Meditieren zum Positiven verändern, war beeindruckend.
Meine Suche nach Studien, die aufzeigen, dass man durch Meditation auch seine Verhaltensweisen ändern kann, war weniger erfolgreich. Neuere Testanlagen widerlegen die euphorischen Ergebnisse früherer Untersuchungen. Allerdings sagen die Forschenden einhellig, dass dabei die Studien-Designs das Problem sei und nicht die Auswirkungen, die Mediation auf den einzelnen Menschen haben kann. Vielleicht ist die Meditationsforschung einfach noch ein zu neues Gebiet (mit dem man auch nicht so viel Geld generieren kann)? Ich persönlich bin absolut davon überzeugt, dass durch regelmässiges Meditieren auch Verhaltensänderungen angestossen werden können.
Achtsamkeitsmeditation im Schulzimmer
Achtsamkeitsmeditationen werden von buddhistischen Traditionen abgeleitet und auf unsere westliche Kultur adaptiert. Es geht dabei darum, die Aufmerksamkeit auf das JETZT zu lenken, innere und äussere Vorgänge auszublenden und Gedanken und Gefühle als vorübergehende Erscheinungen einzuordnen. Damit soll das Risiko sinken, überwältigenden Emotionen ausgeliefert zu sein.
Das klingt doch ganz danach, als könnte es sich lohnen, schon junge Kinder kleinschrittig an diese Praxis heranzuführen. Wenn ich dran denke, wie kurz die Zündschnur bei einzelnen Kindern manchmal ist, scheint es mir mehr als einen Gedanken wert, Meditation im Klassenzimmer zu einem festen Bestandteil werden zu lassen. Weil ich dies ja früher mit meinen Klassen auch regelmässig praktiziert habe, werde ich in einem gesonderten Blogartikel noch darüber berichten, wie dies gehen könnte. Interessiert dich das?
Gross angelegte Mediationsprojekte an Schulen
Ich erinnere mich, vor langer Zeit gelesen zu haben, dass in den US eine Schule störenden, aggressiven Kindern statt stumpfsinnige Strafen Meditieren als Alternative angeboten haben soll. Tatsächlich wurde ich im www fündig. Eine Schule in Baltimore schuf mit dem Mindful Moment Room, was so viele wie Achtsamkeitsmoment-Raum, Strukturen, in denen die Kinder lernen konnten, sich selbst wieder zu beruhigen, ihre Wut zu kontrollieren und zur Ruhe zu finden. Diese Massnahme ist nicht als Strafe gedacht, sondern als Chance zur Reflexion und Neuausrichtung.
Mittlerweile gibt es auch in Europa einige Schulen, die Meditation, Yoga und Atem- und Achtsamkeitsübungen in ihre Programme aufgenommen haben. Ich denke, oder besser gesagt, ich spüre und bin überzeugt, dass dies ein zukunftsweisender Weg ist, wie der zunehmenden Gewaltbereitschaft einzelner Kinder entgegengetreten werden könnte.
Meditationsprojekte auch in Gefängnissen
Joe Dispenza hat in unserem Retreat auch von einem seiner Projekte berichtet, das inhaftierte Menschen zur Meditation anleitet, um ihnen einen friedlicheren Weg in die Zukunft aufzuzeigen. Interessanterweise begann sehr bald auch das Personal an den Meditationskursen teilzunehmen – dass dies auch für Lehrpersonen eine Möglichkeit sein kann, mit den zunehmenden Belastungen besser umzugehen, hat beispielsweise auch die PH Luzern bemerkt, die entsprechende Weiterbildungskurse anbietet.
Meditation – ein Weg zu Zukunftskompetenz
Wenn wir sehen, was die nächsten Generationen für Herausforderungen zu bewältigen haben, denke ich, dass die Schulen gut daran tun würden, die Meditation in ihren Alltag einzubinden. Das muss auch gar kein neues Fach sein. Obwohl „Glück“ im Stundenplan ja schon sehr verheissungsvoll klingt. Kleine Sequenzen am Anfang, in der Mitte oder am Schluss der Lektion könnten schon sehr viel bewirken. Ich bin gespannt, ob wir diesen Weg noch schaffen werden. Ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten auf jeden Fall meinen Beitrag dazu leisten!
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