Wie steigere ich das Selbstwertgefühl meines hochbegabten Kindes?

Entgegen der landläufigen Meinung, dass hochbegabte Kinder ein überdimensioniertes Selbstwertgefühl haben sollten, ist dies eben gar nicht so.

Oft treffe ich eher diese Situation an: Das Kind wurde abgeklärt und sein IQ liegt über den magischen 130 Punkten oder nahe dran. Trotzdem höre ich nachher in der Beratung von seine Eltern oder gar ihm selber, dass es sich dumm fühlt. Es hat das Gefühlt, selber nichts zustande zu bringen oder schlicht in allen Bereichen unfähig zu sein. Das tut weh. Nicht nur den Eltern und dem Kind, sondern auch mir. Patentrezepte, wie du das Selbstwertgefühl deines hochbegabten Kind fördern kannst, gibt es nicht. Aber es gibt mehrere Punkte, auf die du achten kannst:

  • Annahme
  • Glück
  • Perspektiven
  • Potenzialentfaltung
  • Selbstwirksamkeit
  • Freundschaften
  • Wege gehen

Gerne führe ich dir diese hier näher aus:

Annahme

Jedes Kind braucht die Gewissheit, dass es von seinen nächsten Bezugspersonen geliebt wird. Absolut und bedingungslos. Unabhängig von einem Testresultat sollte sich dein Kind schon vorher deiner Liebe und deines Vertrauens sicher sein. Egal wie die Testung ausfällt, muss dein Kind wissen, dass es wertvoll und einzigartig ist und du es liebst. Es ist schön, wenn du deinem Kind dies nicht nur zu spüren gibst, sondern dafür auch Worte findest. Es ist so wichtig, dass Kinder erleben, wie Erwachsene ihre Gefühle in Worte fassen, damit sie das auch tun können!

Glück

Thematisiere mit dem Kind seine Stärken, nimm sie nicht als selbstverständlich hin. Dein Kind darf wissen, dass du glücklich bist, dass es in seiner Einzigartigkeit bei euch ist. Auch wenn ein hochbegabtes Kind anstrengend sein kann (ja, ich weiss das!), auch wenn sein wissensdurstiger Kopf abends noch zehn Inputs mehr braucht, bis er Ruhe gibt, ist es ein Geschenk, mit solch einem Kind unterwegs zu sein! Hochbegabt heisst auf Englisch: „Gift“ – was gleichzeitig auch „Geschenk“ bedeutet. Ist es nicht ein Glück und eine Freude, ein Geschenk zu erhalten?

Potenzialentfaltung

Schaffe wo immer Möglichkeiten, dass sein Kind seine Fähigkeiten ausleben kann. Gerade bei jungen Kindern ist es wichtig, dass sie die Gelegenheit erhalten, überhaupt herauszufinden, was ihnen Spass macht, wo sie Feuer fangen. Und wie schon oben erwähnt: Redet darüber! Sprecht über Sandkastenanlagen, die alte Römerbauten darstellen. Hör zu, wenn dein Kind dir die Zusammensetzung des Hexentranks erklärt. Die Entwicklung seiner sprachlichen Fähigkeiten sind elementar, damit es sein Wissen in die Welt tragen und später auch verschriftlichen kann. Nur so werden auch andere Menschen an seinem grossen Potenzial teilhaben können. Nur so werden ihm Möglichkeiten eröffnet, an Kursen und Mentoraten teilnehmen zu können Mit solchen Massnahmen wird nicht nur sein Potenzial, sondern auch seine Persönlichkeit entfaltet.

Selbstwirksamkeit

In ihrem grosseartigen Buch über das Selbstbild beschreibt Carol Dweck, wie Selbstwahrnehmung und Identität der wahre Motor für die Entwicklung sind. Die obigen Inputs begleiten dein Kind auf seinem Weg. Umso wichtiger scheint es mir, dass es daheim und in der Schule die Freiräume erhält, um Dinge selber auszuprobieren und seine eigenen Wege zu gehen. Wenn Menschen spüren, dass sie die Möglichkeit haben, Sachen auf ihre ureigene Weise zu tun, trägt dies unheimlich viel zur persönlichen Zufriedenheit bei. Und wenn sich diese Wege dann auch noch bestätigen und bewähren, dann steigert dies das Selbstvertrauen gewaltig und Sätze, wie „Ich kann das nicht…“ werden immer weniger.

Freundschaften

Wer ein gutes Selbstvertrauen hat, besitzt auch eine ganz andere Ausstrahlung. Bestimmt kennst du das Gesetz der Resonanz. Das ist nichts Esoterisches, sondern wurde wirklich untersucht: Wenn wir freundlich und geerdet unterwegs sind, ziehen wir mit unserer Ausstrahlung auch diese Menschen an.
Ich habe es schon so oft erlebt, dass Kinder, die sich dann endlich getrauen und sich für eine Pullout-Programm oder einen Kurs beim ehk anmelden, voller Stolz erzählen, dass sie eine Freundin, einen Freund gefunden haben. Ich denke, dass es ganz wichtig ist, dass hochbegabte Kinder erleben, dass sie keine „ausserirdischen Spezialfälle“ sind, sondern, dass auch noch andere Kinder mit hohem Potenzial gesegnet sind. Und wir alle wissen, dass es einfach einfacher ist, auf Augenhöhe und mit Menschen mit ähnlichen Interessen unterwegs zu sein.

Lösungen finden

Wenn Situationen vertrackt sind, unterstütze ich meine kleinen und grossen Kinder oft mit Fragen. Sie alle sind inspiriert aus der lösungsorientierten Kurzzeit-Therapie, die meine Arbeit sehr beeinflusst:

  • Was hat dir in einer ähnlichen Situation schon geholfen?
  • Welche Aktionen oder Reaktionen werde ich in Zukunft sein lassen?
  • Wenn jetzt ein Wunder geschehen würde, das mein Problem löst, woran würde ich das merken?
  • Auf einer Skala von 0 bis 10: Wie gross würdest du deine aktuelle Herausforderung skalieren?

Wege gehen

Wenn es darum geht, dass Wege zu Ende gehen, stellen sich dir und eurem Kind neue Herausforderungen. Soll eine Klasse übersprungen werden? Reicht es, wenn das Kinder ausserschulisch gut „gefüttert“ wird? Erhält das Kind ein Enrichment, damit es frei werdende Zeit, erfüllend erlebt? Oder ist gar ein Schulwechsel angezeigt? Welche Schule entspricht in diesem Fall seinen Bedürfnissen und Ideen am besten? Wo kann es seine Interessen und Hobbies am besten ausleben und weiterpflegen? Manchmal fallen solche Entscheidungen leicht, manchmal sind sie aber auch herausfordernd. Dann kann es sein, dass ein Aussenblick durch eine Fachperson hilfreich ist.

Es kann auch durchaus sein, dass es die optimale Lösung nicht gibt. Manchmal müssen 80 % genügen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass dein Kind damit happy ist!

2 Gedanken zu „Wie steigere ich das Selbstwertgefühl meines hochbegabten Kindes?

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