Stärkenorientierter Unterricht

In meinem Blog über Unterrichtsstrukturen habe ich versprochen, mich noch zu den „Intelligenzen“ von Howard Gardner zu äussern. Eine Bemerkung gleich vorweg: Man spricht zwar gemeinhin von den 8, manche sagen scherzhaft 8 1/2, ein paar wenige reden sogar von 9 „Intelligenzen“, weil Gardners Ansatz aus dem Englischen übersetzt auch „Theorie der multiplen Intelligenzen“ heisst.


Was aber hat es mit diesen „Intelligenzen“ auf sich?

Gardner beschreibt, dass die individuellen Fähigkeiten eines Menschen viel umfassender sind, als jene, die gemeinhin akzeptierte Intelligenztest abfragen. Wir alle kennen die begnadete Musikerin, den Gärtner mit dem grünen Daumen, die tiefgründigen Philosophinnen, den schwindelfreien Akrobaten, der über dem tiefsten Abgrund auf dem Seil balanciert, den feinfühligen Kindergärtner und die kreativen Innendekorateure. Und ich frage mal ganz provokativ: Muss man dafür intelligent sein? Haben diese hochgeschätzten Fähigkeiten etwas mit dem IQ zu tun?
Deine Meinung dazu würde mich wirklich interessieren!

Intelligenz versus Dömänen und Felder

Die gescheiten Leute, die sich an den Universitäten den Kopf darüber zerbrechen, sind zum Schluss gekommen, dass diese Bereiche, die Gardner hier anspricht, nicht als «Intelligenzen» bezeichnet werden sollten, vielmehr handle es sich dabei um «Felder», um «Domänen». Okay, damit kann man leben. Allerdings hält sich der Begriff der 8 ½ Intelligenzen doch sehr hartnäckig. Anyway.

Gardner jedenfalls stellte in seinen Untersuchungen fest, dass Menschen unterschiedliche Stärken- und Interessengebiete haben. Dafür allein braucht man allerdings nicht Professor zu sein, das stellen wir im täglichen Leben in Familie und Beruf ja auch selber fest.
Er jedoch postuliert die Anerkennung dieser Intelligenzen in einer gewissen Gleichwertigkeit wie die kognitiven Fähigkeiten. Dass dies bei uns in unserem Schulsystem, aber auch im privaten Bereich definitiv nicht so läuft, ist offensichtlich. Und eigentlich extrem schade, weil so viele Ressourcen verloren gehen, so viele Potenziale unentdeckt bleiben.

Vorab möchte ich anführen, dass die neunte «Intelligenz», die existenzielle, nicht wirklich anerkannt ist, weil die empirische Beweisführung äusserst schwierig ist. Sie wird dann gern scherzhaft als «halbe Intelligenz» bezeichnet, weshalb man auch oft von Gardners «8 ½ Intelligenzen» spricht.

Einteilung der Domänen

Hier also die Zusammenstellung dieser Domänen, wobei die sprachlich-linguistische und die logische mathematische Domäne die einzigen zwei Bereiche sind, die auch in den klassischen Intelligenztests abgefragt werden. Die anderen Bereiche fliessen zwar z.T. in gut validierten, verbreiteten Intelligenztests wie dem Wisc-V ein. Aber es gibt bis heute keinen verlässlichen Intelligenztest, der auf der Theorie der multiplen Intelligenzen fusst- ein Knackpunkt ist u.a., dass Gardner die einzelnen Fähigkeiten als singuläre Faktoren betrachtet, man aber in der Intelligenzforschung seit den Forschungen von Spearman meist von einem generellen Intelligenzfaktor g ausgeht.
In der Pädagogik aber finden Gardners Erkenntnisse zum Glück aber durchaus Anklang, weil sie eben mithelfen, ein kindsentsprechendes Lernumfeld zu gestalten.

Gardners Einteilung der verschiedenen «Intelligenzen» sieht folgendermassen aus:

Symbole der 9 Intelligenzen mit freundlicher Genehmigung von www.urseisenbart.ch

Berufe nach Domänen geordnet

Sprachlich-linguistische Intelligenz, z.B. Redner*innen, Schriftsteller*innen Rechtsanwält*innen
Musikalische Intelligenz, z.B. Musiker*innen, Komponist*innen, Musikwissenschaftlerer*innen
Körperlich-kinästhetische Intelligenz, z.B. Sportler*innen, Handwerkerer*innen, Chirurg*innen
Intrapersonale Intelligenz, z.B. Schauspieler*innen, Künstler*innen
Interpersonale Intelligenz, z.B. Berater*innen, Therapeut*innen, Lehrer*innen
Logisch-mathematische Intelligenz, z.B. Mathematiker*innen, Programmierer*innen
Räumlich-visuelle Intelligenz, z.B. Bildhauer*innen, Grafiker*innen, Architekt*innen
Naturalistische Intelligenz, z.B. Naturforscher*innen, Tierärzt*innen, Köch*innen
Existenzielle Intelligenz, z.B. Philosoph*innen, Metaphysiker*innen

Die oben erwähnten Berufe sind typisch für eine Domäne (also der Gärtner gehört zur naturalistischen Domäne), selbstverständlich können diese Berufsleute aber auch von Domänen wie der räumlichen oder der logisch-mathematischen profitieren.
Es wäre mehr als wünschenswert, wenn unsere westliche Gesellschaft die einzelnen Stärken mehr ästimieren und fördern würde- auch zum kollektiven Wohlergehen aller.
Das Volk der Puluwat auf den Karolinen im Südpazifik verfeinert beispielsweise die räumliche Intelligenz schon bei ganz jungen Kindern und ist bekannt für seine hervorragenden Navigatoren1. In Neuseeland gehören Wald- und Gartenpflege samt Gemüseanbau und anschliessender Verwertung der Erträge in schmackhafte Menüs ins Curriculum der Volksschule. Und die Kinder der Manus in Neuguinea erwerben Fähigkeiten im Tauchen und Schwimmen, von denen die breite Mehrheit der Kinder westlicher seefahrender Völker nur träumen kann.
Manchmal sind bei den Kindern die Stärken für Aussenstehende noch wenig deutlich erkennbar. So geben die nachstehend aufgeführten Beispiele einen Hinweis, wie eine Intelligenz erkannt werden kann. Gerade darum ist es in Kindergarten und Schule so wichtig, dass das Lernen vielfältig gestaltet wird.
1 vgl. T. Gladwin (1970) East is a big bird in : H. Gardner (1999) Intelligenzen, Klett-Cotta Stuttgart

Mögliche Lernplätze

Die Aktivitätsstationen oder Lernplätze in Zyklus 1- Klassenzimmern  (Kindergarten bis 2. Klasse) sind die Orte, an denen die Kinder einen Grossteil ihrer individuellen oder Kleingruppenzeit verbringen. Um das Lernen zu stimulieren und der bevorzugten Domäne jedes Kindes gerecht zu werden, macht es Sinn, Lernplätze einzurichten, die den von Howard Gardner identifizierten multiplen Intelligenzen entsprechen.

Vorschläge für Lernplätze verschiedener Domänen

Hier finden sich Vorschläge für Lernplätze zu den verschiedenen Intelligenzbereichen Gardners:

Lernplatz zur Sprache

Sprachlich starke Schülerinnen und Schüler sind vielleicht zukünftige Schriftsteller*innen, Lehrer*innen, Buchhändler*innen oder Journalist*innen. Diese Kinder ziehen es vor, über den Sprachkanal zu lernen, entsprechend müssen die Materialien gestaltet sein. Dieser Lernplatz sollte in einer ruhigen Ecke gelegen sein, geschützt vor Lärm und Aktivität, gerne angereichert mit Kissen, Stühlen und Tischen, die eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlen. Folgende Materialien könnten beispielsweise vorhanden sein:

  • Bücher: Bilder-, Erstlese-, und Kurzgeschichten
  • Zeitschriften
  • Nachschlagewerke
  • Wörterbücher
  • Comics
  • von Kindern geschriebene Geschichten, selbst gebunden oder als Wandzeitschrift
  • Papier zum Schreiben und Illustrieren von Geschichten
  • Hörbücher, die mit geschriebenen Büchern übereinstimmen
  • Aufnahmegeräte, um Kindergeschichten aufzuzeichnen
  • Magnetbuchstaben und –tafel
  • Hellraumprojektor oder Visualizer mit Buchstaben, die die Kinder an der Wandtafel nachfahren und zu eigenen Wörtern bilden können
  • Laminierte Wort- und Satzstreifen, auswischbare Folienstifte
  • Wörtersuchen
  • Kreuzworträtsel von einfach bis schwierig
  • Buchstabier-Material und –Spiele
  • Alphabet-Spiele
  • Zuordnungsspiele in Klein- und Grossbuchstaben
  • Satzwürfel mit Pronomen, Nomen, Verben, Adjektiven um Sätze zu würfeln
  • Computersoftware zum Wortaufbau und Geschichtenschreiben

Musik-Lernplatz

Kinder mit einer Stärke in diesem Bereich lernen durch Rhythmen und Melodien- durch Singen, Summen, Rappen oder klopfen von Kugelschreibern, Fingern, Füssen. Meist können sie glockenrein singen und/ oder spielen eines oder mehrere Instrumente. Aktivitäten an diesem Lernplatz könnten

  • Geschichten oder Gedichte mit Hintergrundmusik sein.
  • Klavier, Keyboard und Kopfhörer oder MIDI-Keyboard, welches mit dem Computer verbunden werden kann.
  • Div. Musikinstrumente (Gitarre, Handorgel….)
  • Trommeln
  • Rhythmusinstrumente, selbstgemacht oder gekauft
  • Kassetten- und oder CD-Player und verschiedene Musik
  • Aufnahmegeräte
  • Musikinstrumente-Karten

Logisch – mathematischer Lernplatz

Das Material an diesem Lernplatz deckt mathematische Probleme, Symbole und logisches Denken ab. Kinder, die logisch oder mathematisch interessiert sind, lieben es, zu hinterfragen, forschen und über Dinge nachzudenken. Sie sind vielleicht die zukünftigen Mathematiker*innen, Buchhalter*innen, Börsenmakler*innen und Wissenschaftler*innen.
Mathematisches Material für diesen Lernplatz könnte beinhalten:

  • Tafeln mit Objekten und Nummern zum Aufkleben
  • farbiges Legematerial
  • Musterkarten von einfach zu schwierig
  • Puzzles von einfach zu schwierig
  • Würfel
  • Nummernkarten für Reihenfolgen und Übereinstimmungen
  • Gegenstände, um Symbole zu verbinden
  • Karten mit mathematischen Fakten
  • Zahlenspiele, -projekte und –puzzles
  • verschiedene Rechner
  • Tangramme
  • Perlen verschiedener Grösse
  • Legos
  • Wendeplättchen für Muster oder zum Bestimmen von Mengen
  • Kleinmaterialien zur Klassifizierung (Schlüssel, Muscheln, Steine, Knöpfe, Bilette, Buchstaben, Klammern, Spielfigürchen, Magnete, Fussballbilder)
  • Venn-Diagramme
  • grafische Ordner und Matrix
  • Codes zum Dechiffrieren
  • Reistisch oder grossen Behälter mit Massbechern und Löffeln
  • Pentominos
  • Computersoftware für mathematische Games und Aktivitäten.

Aus dem Bereich der Naturlehre könnte folgendes Material für diesen Lernplatz interessant sein:

  • einfache Maschinen
  • Vergrösserungsgläser
  • Lupen
  • Mikroskope
  • Teleskope
  • Spiegel
  • Prismen
  • Magnete
  • Regenmesser
  • Thermometer
  • Objekte für Experimente (Büroklammern, Gummibänder, Knöpfe)
  • Objekte zum Durchschauen, Objektträger, Zwiebelpapier
  • Modelle von Planeten, dem menschlichen Körper, Körperteilen
  • Papier und Bleistift, um Messergebnisse zu notieren
  • Computersoftware für computerbasierte Aktivitäten

Visuell – räumlicher Lernplatz

Visuell-räumlich Lernende sind vielleicht die Artist*innen, die Künstler*innen der Zukunft. Sie lernen durch Bilder und durch Visualisieren, Entwerfen, Zeichnen oder Kritzeleien. Material für diesen Lernplatz könnte sein:

  • Farben, Pinsel und Staffeleien
  • Fingerfarben
  • Kreide
  • Kleister
  • Plätzchenformen
  • Schwämme
  • Farbstifte
  • Stempel
  • Papier in verschiedenen Grössen und Farben
  • Scheren
  • Formen aus Gummi, Textilien und Garn
  • Leim, Klebestifte, Klebebänder
  • alte Kataloge und Magazine
  • haufenweise Bilder, Fotografien, Labyrinthe, Bilderpuzzles, Kunstdrucke, Posters
  • Foto- und Filmkamera
  • illustrierte Bücher
  • Pläne, Karten und Diagramme
  • Legos
  • DVD-Player
  • DVDs mit Computersoftware, die berühmte Werke aus Museen zeigt

Wie sehr hat es mich übrigens gefreut, als ich entdeckt habe, dass eine ehemalige Unterstufenschülerin von mir, die durch ihre genialen Zeichnungen, die durch eine enorme zeichnerische Fähigkeit und bestechende Farbkombinationen aufgefallen ist, heute eine international gefragte Gestalterin geworden ist. Wer mehr von Sarah Furrer sehen will, klickt hier!

Körperlich – kinästhetischer Lernplatz

Kinder mit körperlich – kinästhetischen Fähigkeiten lernen durch Modellieren, durch handfeste Tätigkeiten und beim Tun. Sie lieben es, zu berühren, zu bauen und zu bewegen. Wenn sie für eine lange Zeit still sitzen sollen, beginnen sie oft zu zappeln. Ein kinästhetisches Kind kann die Mimik und die Gesten von anderen Leuten präzise nachmachen und kann oft als dramatisch bezeichnet werden. Wenn wir Kinder beim Spielen beobachten, bekommen wir viele Informationen über ihre Fähigkeiten. In diesem Lernplatz zeigen junge begabte Kinder oft ihre Fähigkeiten. Sie können unter Umständen komplexe Gebäude bauen, brauchen ein fortgeschrittenes Vokabular und kombinieren Materialien auf neue innovative Wege. Vielleicht spielen sie Rollenspiele, die so nahe am realen Leben sind und lösen Probleme, indem sie ihre Vorstellungskraft einsetzen. Fähigkeiten, die im Spiel eingesetzt werden, sind Fähigkeiten, die wir für den Erfolg in Leben und Schule brauchen. Ausführlicher habe ich dies in meinem Blog zum Spiel beschrieben. Kognitive Fähigkeiten wie Problemlösungsstrategien, Kreativität, Umgang mit Abstraktion und den Erwerb von neuem Wissen, soziale Fähigkeiten wie Interaktion und Teilen, Anteilnahme zeigen, Toleranz und Selbstkontrolle. Eine Grundausstattung für diesen Lernplatz könnte folgendermassen aussehen:

  • Spielzeug-Lastwagen und -Autos
  • Material und Ausstattung für Handarbeiten wie Nadeln, Faden, Garne
  • Schnitzwerkzeug, generell Werkzeuge
  • grosse Blöcke
  • Papierwürfel
  • Verkleidungsmaterial
  • verschiedene Hüte
  • Masken
  • Küchenausstattung (Teller, Töpfe, Pfannen)
  • Werkbank und Werkzeug
  • Puppen beiderlei Geschlechts und möglichst vielfältiger ethnischer Gruppen, Handpuppen
  • Stofftiere
  • Baumaterial
  • Zusammensetzspiele

Zu dieser Grundausstattung sollten Materialien reiche Informationen über ganz verschiedene Themen als Gesprächsgrundlagen geben, so dass die Kinder die Gelegenheit haben, die Informationen, die sie bereits gelernt haben, zu vertiefen und Verbindungen damit herzustellen.
Je nach Thema, das in der Klasse behandelt wird, könnte die Bewegungs – Lernecke aussehen wie:

  • ein Gemüseladen mit Schachteln, Büchsen, verschiedenen Gefässen, Tragtaschen, Registerkasse und Spielgeld,
  • eine Unterseewelt mit Netzen, Muscheln, Delphinen, Flossen und Taucherbrillen,
  • ein Zeltplatz mit Zelt, Feuerplatz, Lagerküche und Laternen,
  • ein Haus aus der Jungsteinzeit, ein Restaurant, eine Garage oder ein Versammlungsplatz

Ein Kassettenrecorder mit Musik, damit die Schüler sich bewegen oder tanzen können, ist ein vergnüglicher Zusatz, obwohl dies natürlich in einem kleinen, vorgegebenen Raum problematisch sein kann.

Interpersonaler Lernplatz

Das Kind mit interpersonalen Fähigkeiten ist eine auf Menschen bezogene Person, eine Person, die führt, organisiert, vermittelt und gut mit anderen Kindern auskommt. Der interpersonelle Platz ist für Gruppenaktivitäten vorgesehen. Grossgruppenarbeiten und allgemeine Instruktionen können hier passieren, in vielen Klassenzimmern sieht man fixe (Morgen-)Kreise oder Sitzbänke, die schnell zu einem Quadrat, in dem die ganze Klasse Platz findet, aufgebaut werden können. Passende Aktivitäten wären: Brainstorming, Gemeinschaftsaufgaben, gemeinsames Problemlösen, „Paten“-Systeme und Freundschaften herstellen, Gruppenspiele. Für diesen Lernplatz bewähren sich diese fünf Regeln:

  1. Gebrauche die 30-cm-Stimme (Stimme, die nur 30 cm entfernt gehört werden kann).
  2. den andern Gruppenmitgliedern zuhören
  3. in der Gruppe sein
  4. den Sprechenden anschauen
  5. niemandes Gefühle verletzen

Intrapersonelle Lernecke

Weil Kinder mit intrapersonellen Stärken einen starken Willen und einen Sinn für Unabhängigkeit haben, schauen wir sie oft als Einzelgänger an. Diese jungen Menschen kennt sich selber aber sehr gut und die meisten wissen von sich selbst, dass sie ein gutes Gefühl für ihre Stärken und seine Schwächen haben. Viele können bereits in frühen Jahren ihre eigenen Gefühle ausdrücken. Diese Kinder sind üblicherweise ruhig und arbeiten gern allein. Aus diesem Grund enthält der intrapersonelle Lernplatz Pulte oder Arbeitsplätze für individuelles Arbeiten. Diese Ecke ist als ruhiger Platz eingerichtet für

  • unabhängiges Lernen
  • Metakognition (nachdenken übers Nachdenken)
  • Journale
  • selbst ausgelöste Projekte
  • Problemlösung
  • Zeit allein
  • Reflexion
  • Software für Texte schaffen

Naturalistischer Lernplatz

Das Kind mit naturalistischer Intelligenz liebt es, zu sortieren, klassifizieren, ordnen und kategorisieren. Es liebt die Natur, Pflanzen, Tiere, Fische, Felsen und die natürliche Ordnung der Dinge. Dieses Kind freut sich über Sammlungen von Objekten aus der Natur genauso wie über Sammlungen unbelebter Dinge. Materialien könnten hier sein:

  • verschiedene Steine
  • Samen, Töpfe und Erde, um zu pflanzen
  • Gartenbeete
  • lebendige Tiere (Fische, Hamster, Ameisenfarm)
  • eine Sammlung von Blättern, Fossilien und Samen
  • Bilder verschiedenster Pflanzen und Bäume zum Klassifizieren und Vergleichen
  • Bilder verschiedenster Säugetiere, Reptilien, Vögel, Fische und Insekten zum Klassifizieren und Vergleichen
  • verschiedenste Plastiktiere
  • Dinosauriermodelle
  • Papier und Stift, um Daten aufzuzeichnen
  • einfache Database-Software

Existenzieller Lernplatz

Dieser Bereich ist wissenschaftlich am wenigsten anerkannt. Diese Kinder lieben es anspruchsvollen Fragestellungen nachzugehen, wie z.B. „Wo war ich vor meiner Geburt?“,  „Was ist Liebe?“ oder „Wieso essen wir Lämmer und Hühner aber nicht Hunde und Wellensittiche?“. Während die einen Kinder gerne in Ruhe über solche Fragen nachdenken, mögen und brauchen die anderen den die Diskussion, den Austausch, manchmal auch den Diskurs darüber.

Hilfreich sind in so einer Ecke

  • Bilderbücher, die solche Themen aufgreifen
  • Bildersammlungen
  • Philosophische Fragensammlungen
  • Hörbücher

Vielleicht wird sich jetzt die eine oder der andere Lesende fragen, wo um Himmelswillen, denn all dieses Material Platz haben soll… Alles eine Frage der Organisation… In manchen Klassenzimmern stehen auch mobile Boxen, in denen entsprechendes Material schnell und unkompliziert an einen Ort gezogen werden kann, einige Kolleginnen haben Gestelle, wo Anregungen in einzelnen Schubladen versorgt sind, bei anderen lagern sie auf dem Gang und können von den Kindern mehrer Klassen gebraucht werden- die Möglichkeiten sind vielfältig! Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, merkt man, wie viele Optionen einem freistehen… Nur Mut- es lohnt sich!

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